„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nur mangelhaft verstehen.“
Paul Schibler (1930 – 2015), Schweizer Aphoristiker
Texte zum Bildbericht
Am Sowjetischen Ehrenmal in Dresden, 8. Mai 2023
78 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges führte das Kunsthaus Dresden gemeinsam mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz am 8. Mai eine besondere Veranstaltung durch.
Am Sowjetischen Ehrenmal am Olbrichtplatz in der Dresdner Albertstadt wurde nicht nur an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert, sondern auch über das Ehrenmal selbst diskutiert.
Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde eine historische Einordnung des Ehrenmals erforderlich.
Diskussionsstoff bot auch die künstlerische Installation „Dieses Gebilde ist fragil“ am Ehrenmal von Svea Duwe, Kunstpreisträgerin der Landeshauptstadt Dresden 2021.
Für Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch ist das „ein wichtiger Schritt, den Platz als lebendigen Diskussions- und Begegnungsort für Pazifismus, Demokratie, Menschlichkeit und Frieden zu gestalten.
Kunst kann sensibilisieren und öffentliche Diskurse anstoßen, die Vielfältigkeit von Geschichte und Geschichtsschreibung aufzeigen sowie zu einer lebendigen Erinnerungskultur beitragen.“
Um 16 Uhr begann direkt neben dem Denkmal eine öffentliche Debatte, in der sich Annekatrin Klepsch, die Künstlerin Svea Duwe, der Historiker Justus Ulbricht und die Leiterin des Kunsthauses Dresden Christiane Mennicke-Schwarz mit der Geschichte auseinandersetzen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger waren dazu eingeladen.
Fragiles Kunstwerk geklaut
Update vom 11.08.2023
Zitat vom Neustadt-Ticker, verfasst von Anton Launer
Fragiles Kunstwerk geklaut
In der Nacht von Mittwoch, 10. Mai auf Donnerstag, 11. Mai, ist die temporäre Kunstinstallation „Dieses Gebilde ist fragil“ von Svea Duwe am Sowjetischen Ehrenmal auf dem Olbrichtplatz von Unbekannten entwendet worden. Darüber informierte das Kunsthaus Dresden am Donnerstag.
Das Kunstwerk sollte eigentlich bis zum 4. Juni zu sehen sein. Ziel war es, vor der anstehenden Sanierung auf die notwendige historische Kontextualisierung aufmerksam zu machen und damit an die erinnerungskulturellen Bemühungen „Unbequeme Denkmäler“ des Amtes für Kultur und Denkmalschutz anzuknüpfen. Die Kunstinstallation soll zeitnah wiederhergestellt werden.
Kulturbürgermeisterin bedauert Intoleranz
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) sagt: „Wir bedauern die Intoleranz der dafür Verantwortlichen.” Das Kunstwerk sei ein streitbarer Beitrag, ein temporäres Denkzeichen und Anregung zum Diskurs. Die Entfernung offenbare die Verweigerung jeglicher Auseinandersetzung. “Allerdings zeigt sich auf eindrucksvolle Weise auch das Potenzial der Kunst, produktive Störung und Anregung zur Reflexion des eigenen Weltbildes zu sein und vorhandene Sehgewohnheiten zu hinterfragen”, so die Bürgermeisterin.
Dem Kunstwerk von Svea Duwe gehe es nicht darum, die große Leistung der Roten Armee bei der Befreiung Dresdens vom Nationalsozialismus zu schmälern oder gar zu diskreditieren, sondern die Motive der mit dem Ehrenmal verbundenen Identifikation im Licht der heutigen Verhältnisse kritisch zu hinterfragen. Wer sich der Auseinandersetzung damit verweigere, verstehe die Zeichen der Zeit nicht.
Zum sowjetischen Ehrenmal in Dresden
Das Denkmal mit einem Sockel aus rotem Meißner Granit wurde 1945 vom deutschen Bildhauer Otto Rost als Ehrenmal für die sowjetischen Gefallenen der 5. Gardearmee geschaffen.
Auftraggeber für das ehemalige Mitglied der NSDAP war die Sowjetische Militäradministration.
Als Fundament nutzte man das Brunnenbecken, des beim Luftangriff beschädigten Brunnens “Stürmische Wogen“, am damaligen Platz der Roten Armee (heute Albertplatz).
Das Denkmal wurde am 25. November 1945 eingeweiht. Da es das erste nach dem Zweiten Weltkrieg für sowjetische Soldaten errichtete Denkmal auf deutschem Boden ist, steht es heute unter Denkmalschutz.
Nach 1990 beschloss die Stadt Dresden, die Brunnenanlage “Stürmische Wogen” am Albertplatz nach historischem Vorbild wiederherzustellen und das Sowjetische Ehrenmal dafür an einen anderen Standort, in die Nähe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr Dresden, zum Olbrichtplatz in der Dresdner Albertstadt, umzusetzen.
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