„entzeitigung”
von Gerd Püschel (1985)
der den Baum gefällt
fragt nach der Wurzel nicht
der die Liebe ließ
verliert darob kein Wort
dessen Lied ist stumm
friert in den Tagen sehr
o gilbes Blatt
der Widerkehr
: Die Lieb ein Beil
das trennt entzwei
die Not wird Ton
ein gläsern Spiel
im Gras der Sarg
vergiss mein Treu
ach ein Königskind
sah lang das Andere nicht
denn der Fluss war tief
und reißend wie die Zeit
— zeitenwirbel blind
darin sich Worte drehn —
hört des Anderen Ruf
und konnts nit mehr verstehn
die Sprache eins
doch kehr den Sinn
wird Leben Tod
und Liebe Hass
das wuchs — heut stirbs
und ist dahin
: und keiner sagt
ob Steg ob Boot
Hintergrundinformationen zum Foto:
Angeregt von meinem Schwarz-Weiß-Foto — einem Detail einer, von mir 1984 auf dem Friedhof der Kreuzkirche in Zittau fotografierten, barocken Grabplastik mit einem trauernden Engel aus Sandstein — schrieb 1985 ein Freund, Gerd Püschel (Augustusburg), das Gedicht „entzeitigung”. Püschel studierte zu dieser Zeit an der damaligen Ingenieurhochschule Zittau (IHZ).
- Aufnahme auf Schwarz-Weiß-Film ORWO NP27
- Scann vom Vintageprint (einem zeitnahem Schwarz-Weiss-Handabzug in meiner Schwarz-Weiss-Dunkelkammer)